Gründung
Am 12. April 1919 wurde von der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ die Johannisloge „Zu den drei Lilien“ gestiftet.
Br. Julius Gehrmann, Kanzler an der Botschaft in Moskau, übernahm die Leitung der Loge. Im Maurerjahr 1919/1920 umfasste die Loge 27 ordentliche Mitglieder, das Ehrenmitglied Br. Techow, einen dienenden Bruder und 10 ständig besuchende Brüder.
Das Logenhaus der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ befand sich damals in der Splittgerbergasse 3 in Berlin-Mitte.
Um 1918
In den Jahren um 1918 war die Verkehrsverbindung zur Großloge, der Großen National-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln, für die im Wilmersdorfer Stadtgebiet wohnenden Brüder immer schwieriger geworden. Die Johannisloge „Bruderbund am Fichtenberg“ zählte mehr als 300 Brüder. Unter Leitung des Meisters vom Stuhl der Johannisloge „Am Berge der Schönheit“, Br. Wilhelm Lohmann, hatte sich in Wilmersdorf bereits eine freimaurerische Vereinigung konstituiert.
Es entstand der Wunsch nach Neugründung einer Tochterloge der „3WK“. Der damalige National-Großmeister Br. Techow, zugleich Meister vom Stuhl der Bauhütte „Bruderbund am Fichtenberg“, förderte diesen Plan, und die Brüder Habermann, Oberbürgermeister von Wilmersdorf, Beckmann, Oberregierungsrat, Gehrmann, Kanzler, Panzer, Gymnasialprofessor, und Schwidetzky, Fabrikbesitzer, bereiteten die Gründung vor. Den Namen der zu errichtenden Loge entnahmen die Gründer dem Wilmersdorfer Stadtwappen mit den Lilien.
Nach der Stadtchronik soll ein Ritter Ludolf von Wilmerstorf bei seinem ersten Kreuzzug zwischen 1248 und 1254 dem französischen König Ludwig IX das Leben gerettet haben. Aus diesem Grund bekam er u. a. die „fleur de lis“, das französische Lilienwappen, verliehen.
Bis 1936
Ab 1920 hatte Br. Hans Panzer das Amt des Meisters vom Stuhl übernommen, weil Br. Gehrmann wegen Versetzung auf einen Auslandsposten sein Amt aufgeben musste. Die seinerzeitigen Beziehungen von Br. Gehrmann zu russischen Brüdern brachten es mit sich, dass eine größere Anzahl von ihnen in unserer Loge gastliche Annahme fanden, ehe sie sich im April 1922 in einer eigenen Loge Zum großen Licht im Norden vereinigen konnten. In Berlin wurde Anfang der 20er Jahre das intellektuelle Leben vor allem von Osteuropäern geprägt. Rund 100.000 russische Emigranten lebten in der Milionenstadt. In unserem Aufnahmebuch von 1919 ist die Verpflichtungserklärung in deutscher und russischer Sprache enthalten.
Bis zum Verbot der Logenarbeit 1935 durch die Nationalsozialisten arbeiteten die Brüder der Johannisloge Zu den drei Lilien im Logenhaus der Hamburger Provinzialloge in der Emser Straße. Die letzte Arbeit unserer Loge vor der sog. dunklen Zeit fand in einer bewegenden Feierstunde am 9. Juli 1935 statt.
Bis 1949
Der Zusammenbruch kam, die Brüder unserer Bauhütte hatten, soweit es die Verhältnisse zuließen, sich in der Zeit der Finsternis zu Kegelabenden und privaten Treffen zusammengefunden. Nun galt es unter Auflagen der Militärregierung im amerikanischen Sektor Berlins, das freimaurerische Licht zu entzünden. Da die Zahl der Brüder in Berlin noch klein war, schlossen sich die Brüder der Johannislogen „Blücher von Wahlstadt“, „Am Berge der Schönheit“, „Zu den drei Lilien“ und „Zum schwarzen Adler“ zusammen. Sie konnten am 10. August 1946 in einer Festarbeit die Lichteinbringung im Hause der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland in der Eisenacher Straße feiern.
In dieser ersten Arbeit sagte der Meister vom Stuhl, Br. Burkhardt: „Es bedurfte erst des völligen Niederganges unseres Vaterlandes, der schmachvollsten Zeit der Unterdrückung und Sklaverei durch Bestien, bis wir unsere Pforten wieder öffnen und mit der Arbeit an uns selbst, an unseren Mitmenschen, an unserem Volke wieder beginnen durften“. Am 6. September 1949 war es dann soweit, dass 15 Brüder der drei Lilien an das Bundesdirektorium unserer Großloge das Gesuch richteten, die Johannisloge „Zu den drei Lilien“ wieder als einzelne Bauhütte eröffnen zu dürfen. Diesem Gesuch wurde stattgegeben. So konnte das Licht am 27. November 1949 erneut eingebracht werden.
Nach 1949
Seit dem 27. November 1949 arbeiten die Brüder wieder erfolgreich in ihrer Johannisloge „Zu den drei Lilien“ als Tochterloge der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ in deren Logenhaus in der Heerstraße 28 im Berliner Westend.
In der Regel treffen sich die Brüder jeden Freitagabend im Logenhaus. Mehr Informationen etwa über Gästeabende sind unserem Arbeitskalender unter dem Menüpunkt Veranstaltungen zu entnehmen.
Unsere Loge heute
Unsere Loge „Zu den drei Lilien“ steht in der Tradition und zu den ethischen Werten der „Alten Pflichten“. Diese werden bereits in den Gründungszeiten der ersten Logen, die aus den mittelalterlichen Steinmetzbruderschaften hervorgegangen sind, formuliert. Bei unseren Arbeitszusammenkünften, die Tempelarbeiten genannt werden, nutzen wir im Rahmen eines seit hunderten von Jahren erprobten Rituals eine altbewährte Symbolik.
Damit vollziehen wir auch heute unsere Arbeiten am „rohen Stein“, was nichts anderes bedeutet, als an unserer Persönlichkeit zu arbeiten.
Hierbei haben wir das Ziel vor Augen, ein besserer Mensch zu werden und damit vielleicht die Welt ein klein wenig humaner zu gestalten. Für uns Brüder bildet hierzu die Loge, als Ort der Zusammenkunft mit dem von der Brüderlichkeit geprägten Umgang untereinander einen sehr guten Rahmen.
Das in unserer Bauhütte herrschende Klima ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung eines jeden einzelnen Bruders. Dabei legt die Freimaurerei und so auch unsere Loge Wert darauf, den Menschen so zu nehmen wie er ist, um auf diesem Fundament an sich zu arbeiten und sich weiter zu entwickeln. Im übertragenen Sinne der alten Bauhütten der Steinmetzbruderschaften arbeiten wir auf diese Weise an der „Kathedrale der Menschlichkeit“.
Von alter Tradition her zum hier und jetzt versuchen wir bei unseren Zusammenkünften diesen Brückenschlag zu schaffen. Aus der Tradition lernen, gut Bewährtes zu nutzen, um sich weiter zu entwickeln als Persönlichkeit und in der Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft – das ist unser eifrigstes Bestreben.
Die Brüder unsere Loge entstammen den unterschiedlichsten Berufsgruppen. So finden sich bei uns Konzertmusiker, Künstler, Historiker, Ingenieure, Architekten, Geschäftsführer, Lehrer, Ärzte, Handwerksmeister, Betriebswirte, Kaufleute, Medienschaffende, Juristen usw..
Die Lilienbrüder leben in Berlin und dem nahen Umland. Bei uns treffen sich Menschen, welche außerhalb der Loge höchstwahrscheinlich nie zusammengekommen wären.
Unsere Bauhütte pflegt Kontakte zu anderen Logen nicht nur aus Deutschland sondern in aller Welt. Damit lebt die Idee der Internationalen Bruderkette wirklich und kann erfahren werden.